Donnerstag, 6. Oktober 2011

Neugebauer / Van Hoesen: Greek Horoscopes


Im Online-Medienhandel bestellbar

Das 1959 erstmals veröffentliche und inzwischen mehrfach nachgedruckte Werk von Neugebauer / Van Hoesen ist bis heute die wichtigste wissenschaftliche Zusammenstellung überlieferter Horoskope der hellenistischen Spätantike bzw. von hellenistischen Horoskop-Daten. Die hier versammelten Horoskop-Daten samt Aszendent wurden in der Spätantike nicht in einer Grafik mit Positionen abgebildet, sondern praktisch ausnahmslos in (kleinen) Tabellen, Aufzählungen oder Texten. Überliefert wurden sie durch Textstellen in der astrologische Literatur verschiedener Autoren/Astrologen der hellenistischen Spätantike, besonders bei Vettius Valens' ANTHOLOGIA.

Wer sich mit der hellenistischen Astrologie bzw. Horoskope-Überlieferung beschäftigt und befassen möchte, kann sich mit GREEK HOROSCOPES den besten Überblick zu den bisher bekannten Horoskopen verschaffen. Alle Horoskop-Texte wurden transkribiert und übersetzt oder gleich übersetzt abgedruckt, samt Kommentar. Die aus den Horoskop-Daten generierten Horoskop-Grafiken befinden sich im Anhang. Die Sammlung wird natürlich von einem sorgfältigen wissenschaftlichen Apparat begleitet, der historische, astrologische, astronomische wie texteditorische Fragestellungen und Umstände beleuchtet.

Verschiedene Glossars lassen keine Fragen offen, die spätantiken Autoren der textlich, also literarisch überlieferten Horoskope finden eine wissenschaftliche Würdigung in Hinsicht ihres Anteils am Umfang der Horoskope-Sammlung und ihres Stellenwertes für die Astrologie-Geschichte der Spätantike.

Montag, 3. Oktober 2011

Vettius Valens: Blütensträusse


Direkt bei Astronova erhältlich

Wer war Vettius Valens, dessen Werk Anthologiai nun (2004) in die deutsche Sprache übertragen wurde? Der große Unbekannte der Astrologie-Geschichte der Antike, möchte man fast sagen. Sicherlich der unbekannteste - heutzutage wohlgemerkt - astrologische Autor von jenen fünf der hellenistischen Astrologie (Dorotheos von Sidon, Ptolemäus, Manilius, Vettius Valens und etwas später Firmicus Maternus), welche wesentlich - mehr oder weniger - die Grundlagen der spätantiken Astrologie zusammen gefasst haben. Von diesen fünf kann man ihn als erfahrensten Astrologen bezeichnen, wobei sonst nur noch Dorotheos selber als praktizierender Astrologe tätig gewesen war. Valens' Werk enthält entsprechend zahlreiche Horoskop-Beispiele, Ptolemäus' Werk z. B. gar keines. 

 
Sein Werk, in der Übersetzung "Blütensträuße" betitelt, öffnet den vermutlich tiefsten wie genauesten Einblick in die ausgeübte Astrologie um die und ab der Zeitenwende, zugleich einen Blick auf die recht breit und unverfälscht übernommenen, schon formulierten Hauptmerkmale der frühen Geburtshoroskopie. Valens macht z. B. Ausführungen zu den "Horoskop-Orten" - den Horoskop-Häusern - und den Tierkreiszeichen als Ganzes. Bei Manilius oder Ptolemäus sind die Zuschreibungen noch weitgehend von den analogen Sternbildern und ihren so genannten Abschnitten und den Sternbild-Fixsternen geprägt, die abschnittsweisen oder auch punktuellen Eigenschaften werden z. B. mit Venus-Saturn oder Mars-Sonne beschrieben. Selbst das so genannten Decumbitur - das Horoskop auf das erste Niederlegen wegen Krankheit des Erkrankten - erwähnt Valens, wir finden die Sekundärprogression und Transite beschrieben, die Lunationen oder die Profektion. Man erkennt daneben das Solar als Prognose-Methode und die Stundenastrologie bzw. Horoskope auf "Anfänge", die Katarchenhoroskope.


Bei Valens findet man weiter Angaben zu den Organ-Zuordnungen der Tierkreiszeichen, beeindruckend sind seine Ausführungen zu den Häuserableitungen, wie man sie aus der Stundenastrologie kennt (z. B. 11. Haus: Haus der Freunde, zugleich Haus der Ehe der Kinder, da die eigenen Kinder dem 5. Haus zugeordnet werden, die Ehepartner der Kinder entsprechend dem 7. Haus vom 5.). Valens bietet jedenfalls eine außerordentliche Fülle von Beschreibungen und Deutungen wie Zuordnungen, von Methoden und Horoskopfaktoren, Rechenwegen und Auslösungen. Und bei Fragen zur Ehe berücksichtigt sein Werk sowohl das 7. Haus die die Venus, ganz modern also.    


Spannend wird das Werk zudem aus der Perspektive, dass Valens wie Ptolemäus beide zur gleichen Zeit in Alexandria wirkten, Ptolemäus aber eben nur eine allgemeine wie ziemlich reduzierte Einführung in die Geburtshoroskop-Astrologie leistete, als Theoretiker. Die Tetrabiblos war auch nicht als Veröffentlichung und Lehrwerk konzipiert gewesen, sondern an einen Syrus adressiert und erst im 4. Jh. bekannt geworden. Valens liefert uns nun einen erheblich anderen Blick auf die AUSGEÜBTE, professionelle Astrologie, wenn man die theoretischen, wissenschaftsorientierten Ausführungen von Ptolemäus damit vergleicht.


Ein klassisches astrologisches Beispiel für die Unterschiede zwischen den beiden so verschiedenen Zeitgenossen zeigt sich in den Notizen beider zu den sogenannten befehlenden und hörenden Zeichen: Schreibt Ptolemäus von dem Zusammenhang mit der gleichen Distanz zum Punkt der Tagundnachtgleiche, 0° Widder, so dass Widder und die Fische ein Paar aus einem befehlenden und gehorchenden Zeichen bilden, dann führt Valens aus, dass Stier und Fische ein Paar aus einem befehlenden und gehorchenden Zeichen ergeben. Ohne den Bezug zur Tagundnachtgleiche, zu 0° Widder.


Die Blütensträuße verkörpern ein vielschichtiges, durchaus komplexes Werk auch manchmal widersprüchlicher Theorien und Überlieferungen hauptsächlich zur Geburtshoroskopie, in einer großen Dichte und teilweise merklicher "Unsortierheit". Eine Herausforderung für Astrologie-interessierte, denn die Übertragung ins Deutsche ist vor allem ein akademische, somit recht nah dem Ursprungstext und entsprechend weniger leicht zu verstehen. Leider wurde die Übersetzung ohne jede Anmerkung oder Fußnote zum Text selber und ohne ein Glossar zu astrologischen Begriffen veröffentlicht. Ein knappes Nachwort orientiert über die Textgeschichte, den Autor Valens und seine Quellen sowie Inhalt und Aufbau des Werkes.

Dennoch kann man sich nur glücklich schätzen, dass die Anthologiai ins Deutsche übertragen wurden.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Francesca Rochberg: Babylonian Horoskopes


Über Ihre Buchhandlung bestellbar oder im Online-Medienhandel

Die Arbeit von Francesca Rochberg, inzwischen Professorin in Berkley, Fakultät Near Eastern Studies, Frühgeschichte und Archäologie, veröffentlichte in diesem schmalen, hervorragenden Grundlagen-Band ein Verzeichnis, inzwischen ein Grundlagen-Werk, aller bisher bekannten babylonischen Keilschrift-"Horoskope". Jedes Keilschrift-Horoskop wird abgebildet, der Text transkribiert abgedruckt samt einer Übertragung ins Englische, ein Kommentar begleitet die Texte wie auch die astronomischen Daten aus den Texten nochmals separat aufgeführt werden.

In den einleitenden Kapiteln zur Horoskope-Sammlung finden sich Ausführungen zu Entstehung und Kontext der Keilschrift-Horoskope, zur Text-Edition sowie eine Abhandlung zu den Elementen der babylonischen so genannten Horoskope (Horoskope im heutigen Sinne gab es nicht, wie Rochberg klar stellt), sie skizzieren den Rahmen und die Grundlagen der Keilschrift-Horoskope auf sehr erhellenden, glänzend fundierten, kenntnisreichen Seiten. Ein Glossar rundet den Band ab, die Bibliographie verzeichnet vermutlich wirklich alle wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen zur Geschichte der frühen Astrologie und Babylonischen Astrologie samt den spätantiken Astrologie-Autoren.

1998 bereits erschienen, gibt es bisher keine bessere Textedition wie dieser Band, wie auch die Einleitungs-Kapitel immer noch den Wissensstand schlechthin darstellen. Da bis heute immer wieder Astrologinnen von Geburts-Horoskopen im heutigen Sinne aus keilschriftlich-babylonischer und noch früherer Zeit sprechen - es gab und gibt sie nicht. Es hilft uns, den AstrologInnen, wenn wir die Ergebnisse der archäoastronomischen Wissenschafts-Forschungen kennen und aufnehmen.

Die Buchgestaltung und -Ausstattung ist, wie meist bei den gewöhnlichen amerikanischen Veröffentlichungen aus dem Wissenschaftssektor, eher schlicht gehalten.