Samstag, 10. September 2011

Guido Bonatti: Considerations



Im Online-Medienhandel erhältlich


Reprint eines Reprintes von 1918 der Ausgabe von 1676, mit ausführlichem Glossar (Original?) und Reprint-Vorwort (1918) zu den Considerations. Enthält, wie im Original, auf gut 30 Seiten ebenfalls astrologische Aphorismen von Cardanus zur Elektion, Decumbitur-Deutung, Nativitäts-Deutung. Die Considerations betreffen die Deutung von Geburts- wie Fragehoroskopen, verschiedene Fussnoten von Lilly, von Zadkiel, einem Dr. Simmonite, einem Editor oder gar Pearce erläutern oder kommentieren die einzelnen Sätze.

Bonatti hat in guter arabischer Quellenkenntnis im 13. Jahrhundert in Italien jahrhundertelang geltende wesentliche Deutungssätze zur Stunden-, elektions- und Horoskopastrologie formuliert, zusammengefasst zum Beispiel in den Considerations, so der bekannte englische Titel der Übersetzung aus dem 17. Jahrhundert.

An Bonatti führt kein Weg vorbei, wer sich mit den alten europäischen Wurzeln und Werken zur Stunden- und Elektions-Astrologie z. B. beschäftigen möchte. Seine Leistungen wurden vielleicht nachträglich allgemein auch legendär überhöht, sie haben aber anscheinend einen bedeutsamen wahren Kern.

Der vorliegende Reprint-Reprint wurde meiner Meinung nach - wohl schon ausgehend vom Original von 1676 - sehr gut ediert, kommentiert (offensichtlich durch mehrere Generationen von bekannten Astrologen) und übertragen.

Donnerstag, 8. September 2011

Wilfried Schütz: Ganzheitliche Astromedizin


Bei Ihrer Buchhandlung erhältlich oder bei Astronova

Der Autor, langjähriger Astrologe aus Baden (Schweiz), widmete seiner astrologischen Gesundheitslehre einen kompletten Band. Der Band leitet mit einer längeren Ausführung zur Schulmedizin ein, das folgende Kapitel referiert die Körpersymbolik, ein weiteres die astrologische Physiologie und Pathophysiologie; das Kern-Thema des Bandes läuft unter der Überschrift ENTWICKLUNG, DER KÖNIGS-WEG ZUR GESUNDHEIT. Abgeschlossen wird das Werk mit einer ausführlichen Horoskop-Fallanalyse und -besprechung. Didaktisch gut aufbereitet, gefällt das Buch in guter Aufmachung und Darstellung. Die medizinischen Kenntnisse sind substanziell, die astrologischen Zuordnungen einleuchtend.
Einen gewissen Zweifel weckt nun der vermutliche Glaube des Autors, alle Krankheiten rührten aus ganzheitlich & systematisch gut nachvollziehbaren, offenkundigen Defiziten her, so dass ein Idealzustand erreicht werden könnte und erreicht werden sollte, von entwickelten Personen.

Die defizitäre Manifestation eben durch Krankheit hatte schon Thorwald Dethlefsen vor bald drei Jahrzehnten formuliert, in der gleichen Perspektive einer unausgesprochenen Vorstellung einer im Idealzustand perfekten harmonischen Körperlichkeit und Gesundheit. Diese setzt meiner Erfahrung nach eine gewisse seelische Isolation und Unberührbarkeit voraus, die manchen Esoterikern dann auch im persönlichen Verhalten als Orientierung dient. Ein eher leitbildhaftes Glaubenssystem, dem auch Winfried Schütz doch mal gerne folgt. Daher spricht er oft, zu oft von den vorgegebenen negativen schulmedizinischen, familiären und Gesellschaftsstrukturen , denen das Individuum - bedauerlicherweise, meint man den Autor zu vernehmen - oft weitgehend blind vertraut. In diesen Buchabschnitten hört man eher einem Missionar zu, als einem Ratgeber & Astrologen, wenn man durch die Seiten geht.


Die sehr geschlossene, astrologisch-psychologisch und psychosomatische Systematik und Philosophie dieses Entwurfes besticht natürlich. Doch  dieses Leitbildes einer von ihm nur so bezeichneten ganzheitlichen Gesundheitslehre greift meiner Meinung doch zu kurz. Sichtbar wird das z. B. im letzten Teil des Buches in der Horoskopdeutung einer Frau (Klientin?), wie man gut mit etwas Erfahrung erkennen kann. Der Autor folgt hier streng seinem umfangreichen System, legt die verschiedenen Bereiche wie Anamnese, Symbolik der Krankheit, Horoskop-Analyse zur Krankheit, Deutung der krankheitsbezogenen Aspekte, die zeitlichen Auslösungen etc. ausführlich dar. Letztlich übersieht er dabei wesentlich einfachere Horoskop-Verbindungen zur Krankheitsgenese, die schon mehrfach im Geburtshoroskop angelegt waren. Denn die beiden großen Lichter, Sonne und Mond, stehen eingeschlossen, die Persönlichkeitsplaneten schlechthin, und sind damit ein schönes Symbol für die eher geringere Neigung & Chance, seine persönlichen Wünsche, seine ganz eigenen Persönlichkeitsanteile zu verwirklichen & zu leben. Dieses Fall-Horoskop kann wesentlich einfacher und "lebensnäher" gedeutet und gelöst werden.

Möglicherweise zeigt sich hier exemplarisch eine deutliche Theorie- und Abstraktionsbegabung des Autors, die auf der Folie einer engen, etwas schematischen und kleinteiligen Normauslegung des einzelnen mitteleuropäischen seelischen Erlebens doch mehr ingenieurhaft Lösungen forciert und sich in ausführlicher, begabter Detailarbeit manifestiert. Mit der dann eine Gewissheit suggeriert wird, die evtl. doch mehr aus eigenen Ängsten des Autors gespeist wird. Dabei folgt der Autor offenkundig bestimmten, eher zeitgeistigen oder auch modischen Vorstellungen von menschlicher Seele, ohne sich irgendwo zu erklären oder Rechenschaft darüber zu geben, mehr mitteleuropäischen Allgemeinplätzen folgend. Es ist ein Horizont des tiefsten postindustriellen wohlhabenden und relativ ereignisarmen Mitteleuropas, in dem sich Schütz bewegt und den er nicht überschreitet.